WERKE

Im Himmel meiner Gedanken schwebe ich frei wie ein Vogel, ohne Raum und Zeit. Ich breite meine Arme aus und lasse mich von der Windeseile begleiten. Hoch über den Bergen, standhaft und mutig wie ein Milan, der vom Wind geführt und von der Erde angezogen wird, verliere ich mich in den bläulich schimmernden Farben des Abendrots. Verloren im Nichts, folge ich den Koordinaten in Richtung Paradies. Ein überraschender Himmelsschimmer im Fron-tallappen zeigt mir die gefrierende Kälte im Morgenglanz. Eisscholle in Sicht! Ich spiegele mich im Kleinsten wie im Größten, wehe davon wie Blütenstaub in alle Himmelsrichtungen und bin dabei auf der Suche nach Möglichkeiten, Vertrauten, Fremden und Wiederkehrenden. Der Klang der Distanz verstummt in der Masse. Stopp!
Ich renne und renne und falle. Ich stehe auf und laufe davon. Es wird lauter und lauter. Ich halte mir die Ohren zu und höre weißes Rauschen. Ich sehe in der Ferne, wie Mister Donner Fräulein Blitz verfolgt. Ich nehme meine Arme runter. Freundlich begrüßt mich das Sturmwolkenblau und lächelt mich in wunderschönen violetten Tönen an. Die duftenden Regenmassen prasseln wohltuend auf mich ein und befreien mich von der Angst. Tanzend und singend schreite ich die Straße entlang, und die Suche nach dem Paradies scheint schon fast vergessen. Richtungswechsel! Meine Erinnerungen schmelzen. Sie schmelzen wie ein Eis im Sommer. Ich löse mich auf. Ich verschwinde und folge dem Weg immer Richtung Süden, in ein Land, in dem die Pfingstrose prächtig blüht. Ihr süßlicher Duft lässt mich erinnern, und ich vertraue dem Frühlingserwachen in all seinen bunten Facetten der Lebendigkeit. Auf Leben folgt
der Tod, und der Schwarze Fluss öffnet seine dunkle Tür und entführt mich an einen Ort, an dem Avocados und Berge in friedlicher Nachbarschaft leben und unsere Fantasie grenzenlos erscheint. Unmöglich!
Ich schließe meine Augen und finde mich im Blütenschnee des Sturmwolkenblaus wieder. Kraftvoll und einzigartig legen sich Millionen Blüten auf meinen Körper und umhüllen meine Gedanken. Ich finde mich in der Melancholie des Herbstes wieder und verliere mich in der Kleinteiligkeit der Vergänglichkeit. Wie ein Matrose ohne Radar auf hoher See, getrieben und gelenkt von den Wellen, bin ich dem Lauf der Zeit ausgeliefert. Herr Zufall lenkt meine
Aufmerksamkeit auf eine alte Dame am Wegesrand. Sie rät mir, einige Schritte wieder zurückzugehen, denn die Distanz schafft die Übersicht über das Große und Ganze, im Kleinen wie im Großen, und vielleicht finde ich dann endlich mein Paradies.